Der Kanal

Unser gesamtes produziertes Abwasser läuft aus lauter kleinen Kanälen in immer größere Kanalrohre. Das so entstehende Kanalnetz kann man sich wie ein Spinnennetz vorstellen, das an einem Hauptfaden aufgehängt ist. Der große „Hauptfaden“ wird als Hauptsammler bezeichnet und vom Abwasserverband betreut. Die Gesamtlänge des Hauptsammlers beträgt ca. 18,5 km. Damit man weiß, wie viel Geld eine Gemeinde für ihr Abwasser bezahlen muss, sind 7 Probenehmerstationen an den Zuläufen in den Hauptsammler installiert. Diese messen die CSB-Fracht und die Abwassermenge.

Die größte Strecke legt das Abwasser im Freispiegel zurück, d. h., der Kanal hat ein Gefälle wie ein Bach und läuft im Hauptsammler ohne technische Hilfsmittel zur Kläranlage. An fünf Stellen funktioniert der Freispiegel-Kanal leider nicht, und es muss gepumpt werden.

Je näher man zur Kläranlage kommt, desto mehr Abwasser fließt durch den Hauptsammler. Folglich wird der Durchmesser des Abwasserrohrs bis zur Kläranlage immer größer.

Um Ablagerungen im Kanal zu unterbinden, fließt das Abwasser ab Geretsried in einem Eiprofil-Kanal. Der Vorteil eines Eiprofils, genauer gesagt eines „umgedrehten Eis“ liegt darin, dass bei wenig Wasser – z. B. in der Nacht – eine hohe Strömungsgeschwindigkeit im Kanal herrscht. Durch die vergrößerte Fließgeschwingkeit im Kanal werden Ablagerungen vermieden. Ganz vermeiden lassen sich solche Ablagerungen trotzdem nicht, deshalb muss der Kanal immer wieder gespült (= gereinigt) werden. Dabei wird er mit der Videokamera befahren. Es folgt eine Schadensanalyse – ggf. steht dann eine Sanierung an.

Zudem darf kein Fremdwasser in den Kanal. Unter Fremdwasser versteht man entweder durch Schäden im Kanal eindringendes Grundwasser oder über die Kanalschachtdeckel eingeleitetes Regenwasser. Fremdwasser belastet die Kläranlage (Klärungskosten) und den Geldbeutel der Bürger unnötig.

Die Behörden erlauben einen maximalen Kläranlagenzulauf von 615 l/s. Um die Kläranlage bei Starkregenereignissen nicht zu überlasten, hat man zwischen Geretsried und Wolfratshausen die Möglichkeit, einen zweiten parallelen Rückstaukanal zu nutzen. In diesem kann das Abwasser aus Geretsried, Dietramszell und Königsdorf zurückgestaut werden. Das Rückstau-Management des Kanals erfolgt automatisch und online vom Prozessleitsystem der Kläranlage. Aufgrund des Klimawandels ist vermehrt mit Starkregenereignissen zu rechnen. Um zukünftig für solche Situationen gewappnet zu sein, wurde 2020 ein altes Nachklärbecken saniert. Sollte das Rückstau-Management des Kanals überlastet sein, kann damit zusätzlich Abwasser abgefangen werden. Sobald das Regenereignis abklingt, wird das zurückgehaltene Abwasser der Kläranlage zudosiert.

Um wachsen zu können, brauchen Pflanzen Nährstoffe. Was für die Pflanzen im Garten oder auf dem Fensterbrett gilt, gilt auch für die Pflanzen im Gewässer. Aus dem Baumarkt kennt man den NKP-Dünger. In dessen Namen stecken bereits die entscheidenden Nährstoffe bzw. Elemente, die eine Pflanze zum Wachsen benötigt:

N = Stickstoff, K = Kalium, P = Phosphor.

Diese Nährstoffe kommen in unserem Abwasser in so großen Mengen vor, dass sie bei einer direkten Einleitung in das Gewässer zu dessen Überdüngung (Eutrophierung) führen würden. Das Kalium spielt bei der Klärung des Abwassers eine untergeordnete Rolle.

Primär müssen Stickstoff- und Phosphorverbindungen von den Mikroorganismen und Bakterien auf der Kläranlage so reduziert werden, dass sie keine Auswirkungen auf das Gewässer haben. Das heißt, es sollten nicht mehr oder weniger Nährstoffe in das Gewässer eingeleitet werden, als das Ökosystem „Fluss“ verträgt. Neben den Stickstoff- und Phosphorverbindungen muss auch noch der Kohlenstoff aus dem Abwasser geholt werden.

Ganz wichtig: Die Natur hat auch eine gewisse Selbstreinigungskraft, und an diese wird die Kläranlage für ein Gewässer angepasst. Die Vorgabe, wie viele Nährstoffe die Kläranlage in ein Gewässer einleiten darf, wird von den Behörden festgelegt.

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