Der Schlammpfad

Wie bereits erwähnt, wird Schlamm aus den Vorklärbecken und aus dem Nachklärbecken (Überschussschlamm) abgezogen. Um möglichst viel Schlamm und wenig Wasser zur Erzeugung von Klärgas in den Faulbehälter zu schicken, muss der abgezogene Schlamm eingedickt („entwässert“) werden. Dies geschieht über den Voreindicker und die Mechanische Überschuss-Schlamm-Eindickung (kurz MÜSE) mithilfe einer Polymerlösung.

Bei der verwendeten Polymerlösung handelt es sich um ein konzentriertes Wasser-Polymer-Gemisch,
das zur weiteren Anwendung nochmals mit Wasser verdünnt werden muss. Die konzentrierte Polymer- lösung bzw. das mit Wasser verdünnte Polymergemisch hat eine leimähnliche bzw. eine verwässerte leimähnliche Konsistenz (Viskosität). Eine einzelne Polymerkette (kurz auch Polymer genannt) kann man sich wie eine Spaghetti vorstellen, die Schwebstoffe (Schlammflocken) aus dem Abwasser fängt. Durch die Zugabe von Polymerketten verbinden sich die kleinen Schlammflocken aus dem abgezogenen Schlamm zu „Schlamm-Spätzle“.

Die anschließende Trennung von „Schlamm-Spätzle“ und Wasser erfolgt auf einem Bandsieb. Die auf dem Sieb verbliebenen Schlamm-Spätzle werden in den Faulbehälter gepumpt und das angefallene Wasser wird wieder in die Kläranlage zurückgeleitet.

Der Faulungsprozess in den Faultürmen

Damit die Faulung im Faulturm funktioniert, wird der abgezogene Schlamm auf ca. 38 Grad erwärmt. Die im Faulturm lebenden Bakterien benötigen wie unsere Magen- und Darmbakterien eine gewisse Temperatur um ihre „Schlammmahlzeit“ zu verarbeiten. Dafür bekommen die Bakterien ca. 15–20 Tage Zeit. Der Faulungsprozess erfolgt wie in Magen oder Darm unter Sauerstoffausschluss. Dabei wird ein Teil des Schlamms von den Bakterien zu Methan, CO2 und anderen Gasen umgewandelt. Übrig bleibt ein fast ausgefaulter Schlamm, der in den Schlammstapelbehältern zwischengelagert und später zentrifugiert wird.

Die Zentrifuge

Um den ausgefaulten Klärschlamm vom Wasser abzutrennen, werden ihm erneut Polymere zugegeben. Dabei handelt es sich um Pulverpolymere. Damit dies funktioniert, muss das Polymerpulver zuerst mit Wasser angerührt werden. Nach dem Anrühren erfolgt eine Entspannungsphase für das Wasser-Polymer-Gemisch, d. h., eine vorher im Pulver zusammengeknüllte Polymerkette muss sich erst einmal zu einer „Spaghetti“ entfalten können. Das angerührte Wasser-Pulverpolymer-Gemisch hat dann eine Konsistenz (Viskosität) wie ein dickflüssiger Leim oder Kleister. Dieser wird dann dem ausgefaulten Schlamm aus den Stapelbehältern zugesetzt.

Anschließend läuft das Schlamm-Polymer-Gemisch zum Entwässern über die Zentrifuge. Das Wasser aus der Zentrifuge fließt zurück in das Belebungsbecken und der entwässerte Schlamm (Konsistenz wie feuchte Blumenerde) kann mit den Polymeren zur Verbrennung gefahren werden.

Die nachhaltige Entsorgung des Klärschlamms

Jährlich fallen ca. 4.300 t zentrifugierter Klärschlamm auf der Kläranlage an. Dieser wird zu einer Monoverbrennungsanlage gefahren, in der ausschließlich Klärschlamm verbrannt wird. Anschließend wird aus der Asche des Verbrennungsvorgangs der Phosphor für die Landwirtschaft wieder zurückgewonnen.

Gesetzlich verpflichtend ist die Phosphor-Rückgewinnung erst ab 2029 – vorausschauend hat der Abwasserverband einen Partner gefunden, der Phosphor-Rückgewinnung bereits jetzt erfolgreich betreibt.

Dem Abwasserverband ist es wichtig, die Phosphor-Rückgewinnung zu betreiben, da es sich bei Phosophor um einen endlichen Pflanzennährstoff handelt, der in Zukunft knapp werden wird.

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